Das italienische Innenministerium hat mit einer neuen Verordnung das Aus für Remote-Check-ins in Ferienunterkünften wie Airbnb und Booking besiegelt. Ab sofort ist es Pflicht, dass Gäste persönlich vor Ort identifiziert werden. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Sicherheit zu erhöhen und Missbrauch bei der Vermietung von Unterkünften zu verhindern. Die Entscheidung, die auf Artikel 109 des italienischen Sicherheitsgesetzes basiert, betrifft sowohl Hotels als auch private Ferienvermietungen und sorgt für kontroverse Diskussionen im Tourismussektor.
In den letzten Jahren haben digitale Check-in-Systeme den Tourismusmarkt revolutioniert. Gäste konnten ihre Dokumente online einreichen und mithilfe von Keyboxen Zugang zu ihren Unterkünften erhalten, ohne den Vermieter persönlich zu treffen. Doch genau hier sieht das Innenministerium ein Problem: Die automatisierte Identifikation birgt Risiken, da sie keinen sicheren Abgleich zwischen den eingereichten Dokumenten und der Identität des Gastes garantiert. Mit Blick auf das bevorstehende Heilige Jahr 2025, zu dem bis zu 35 Millionen Besucher erwartet werden, und angesichts internationaler Sicherheitsrisiken erscheint die persönliche Identifikation als unerlässlich.
Keyboxen, die häufig an Außenwänden von Ferienunterkünften angebracht sind, stehen durch die neuen Vorschriften vor dem Aus. Diese Kästen erlaubten Gästen bisher den Zugang zur Unterkunft, ohne den Vermieter treffen zu müssen. Städte wie Florenz haben bereits lokale Verbote gegen die Nutzung von Keyboxen auf öffentlichen Straßen erlassen. Während die Verordnung des Innenministeriums Keyboxen nicht direkt verbietet, machen die neuen Anforderungen sie weitgehend obsolet. Viele Experten rechnen damit, dass sie langfristig aus dem Stadtbild verschwinden könnten.
Für Vermieter bedeutet das Aus für Remote-Check-in erhebliche organisatorische Herausforderungen. Besonders kleine Anbieter, die diese automatisierten Systeme genutzt haben, um Zeit und Aufwand zu sparen, könnten Schwierigkeiten haben, die neuen Vorschriften einzuhalten. Die persönliche Anwesenheit beim Check-in wird für viele, die die Vermietung nebenberuflich betreiben, nur schwer umsetzbar sein. Auch Reisende müssen sich umstellen: Der bisher unkomplizierte Prozess wird durch zusätzliche Schritte und persönliche Treffen ergänzt.
Das Innenministerium betont, dass die Vorschriften nicht nur die Sicherheit der Bürger gewährleisten sollen, sondern auch der zunehmenden Professionalisierung des Ferienvermietungsmarkts dienen. In den letzten Jahren wurden Fälle bekannt, bei denen Unterkünfte ohne Rücksicht auf gesetzliche Vorgaben vermietet wurden. Mit den neuen Regeln sollen solche Schlupflöcher geschlossen werden. Die Maßnahme zielt auch darauf ab, die Gentrifizierung in Städten wie Rom, Florenz und Venedig zu bremsen, die durch den Boom der Kurzzeitvermietung angeheizt wurde.
Während das Tourismusministerium die Regelung als wichtige Maßnahme für einen sichereren und nachhaltigeren Tourismus begrüßt, kritisieren Branchenverbände wie die AIGAB (Italienische Vereinigung der Kurzzeitvermieter) die Vorschrift als unpraktisch und diskriminierend. Sie argumentieren, dass moderne Technologien wie biometrische Verifizierung und OTP-Codes ebenfalls Sicherheit gewährleisten könnten. Dennoch scheinen sich die Behörden einig, dass persönliche Identifikation derzeit der sicherste Weg ist, um Risiken zu minimieren.
Das Aus für Remote-Check-in markiert einen Wendepunkt für den italienischen Tourismus. Während es einerseits die Sicherheit erhöht, erfordert es andererseits eine Anpassung der etablierten Geschäftsmodelle. Die kommenden Monate werden zeigen, wie Vermieter und Gäste mit diesen Veränderungen umgehen und ob die Maßnahme langfristig Bestand haben wird.